Erfolgsstory 2022:

Kleidung und regionale Identität

Die Foto-Ausstellung EinTRACHTEN zeigt regionaltypische Kleidung

Welchen Einfluss hat traditionelle, historische oder regionaltypische Kleidung auf die regionale Identität? Dieser Frage ist die Braunschweigische Landschaft im Rahmen des Projekts EinTRACHTEN nachgegangen. Erstes Ergebnis ist eine Wanderausstellung mit Fotografien, die noch bis Ende Oktober 2022 an mehreren Stationen zu sehen war beziehungsweise noch ist: so etwa in Braunschweig, Dettum, Wolfsburg, Salzgitter, Helmstedt und Bortfeld. Parallel wird eine kleine Indoor-Ausstellung abwechselnd in unterschiedlichen Heimatstuben im Braunschweiger Land zu sehen sein.

Landkreis Wolfenbüttel

Von Karnevalisten bis Motorradklubs

Vier KünstlerInnen und ihre ganz eigene Sichtweise

An besonders frequentierten Plätzen im öffentlichen Raum werden Fotografien der in der Region ansässigen FotografInnen Yvonne Salzmann, Nina Stiller, Ali Altschaffel und Sascha Griese gezeigt. Sie hatten sich zuvor fotojournalistisch mit dem Thema Trachten auseinandergesetzt, indem sie unterschiedliche, jeweils über Kleidung zu identifizierende Gruppen im Braunschweiger Land porträtierten. So etwa Trachtenvereine, Karnevalisten (Braunschweiger Freibeuter), Mitglieder von regionalen Motorradklubs oder die Fußballspieler und Fans des Regionalvereins Eintracht Braunschweig. Dabei entstanden, farbenprächtige, kontrastreiche Bilder und spannende Hintergrundinfos.

Kleidung mit sozialer Bedeutung

Die Fotos sind nicht nur ein optischer Genuss, sondern regen auch zum Nachdenken an. „Sie wecken ein Bewusstsein für regionaltypische Kleidung, deren Farben und besondere Stilelemente. Sie heben aber auch die sich zwar wandelnde, doch über Jahrhunderte hinweg bestehende soziale Bedeutung von Kleidung hervor“, erläutert Anna Lamprecht, Leiterin der Geschäftsstelle der Braunschweigischen Landschaft. Die Leitung des Projekts hat die in Braunschweig ansässige Modedesignerin Julia Eschment übernommen. Die Modedesignerin aus Braunschweig verbindet in ihren Kollektionen alt und neu. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf Trachtenmode und so erhält sie ihre Inspiration auch aus alten kunst-handwerklichen Techniken, Bauerntrachten und der Natur. Zur Ausstellung ist zudem auch ein Katalog erschienen, der das Thema unter anderem auch aus kulturhistorischer Sicht einordnet.

 

Feinste Reliefmuster und große Farbenpracht

Ihren Ursprung nahm die „Schatzsuche“ übrigens mit der historischen „Bortfelder Tracht“. Auch das Braunschweiger Land kennt Trachten. Ihre Blütezeit fällt in etwa in die Zeit zwischen 1780 und 1850. Eindrucksvoll zu sehen beispielsweise in den Gemälden von Carl Schröder (1802-1867), die vom Städtischen Museum Braunschweig verwahrt werden. Sie dokumentieren das ganze damalige Panorama von Kleidung und bäuerlichem Leben im Braunschweiger Land. Trachten im klassischen Sinne findet man heute im Alltag nicht mehr. Sie sind aber noch bei Aufführungen der hiesigen Trachtenvereine, in den Braunschweiger Museen, in Heimatstuben und privaten Sammlungen zu sehen. Die „Bortfelder Tracht“ zeichnet sich dabei aus durch feinste Reliefmuster, auf kleinster Nadel gestrickte Strümpfe, prächtig verzierte Mieder, üppig bestickte Röcke und eine große Farbenpracht. Das alles mit großer handwerklicher Meisterschaft gefertigt, die größten Respekt abverlangt.

Rund 8.000 Euro steuert die Stiftung Zukunftsfonds Asse bei.

Das Museum geht in die Stadt

Ziel des Projekts EinTRACHTEN ist es, das Thema "Tracht" und das Bewusstsein besonders für regionaltypische Kleidung des Braunschweiger Landes, deren Farben und besondere Stilelemente zu wecken und zu schärfen. Anna Lamprecht: „Wir haben uns bewusst für eine zeitgemäße und innovative Umsetzung des Projekts entschieden. So wollen wir eine möglichst breite Zielgruppe an das Thema "Tracht" und generell der Heimatpflege und -verbundenheit heranführen.“ Durch die Präsentation der Fotografien auf öffentlichen Plätzen anstelle einer klassischen Ausstellung im Museumsraum, können außerdem Menschen erreicht werden, die sonst nicht ins Museum gehen. „Wichtig ist uns im Gesamtprojekt EinTRACHTEN aber auch, die teilnehmenden Vereine, Gruppen und Akteure sichtbarer zu machen. Das schafft auch Aufmerksamkeit und Wertschätzung in der Öffentlichkeit“, so Lamprecht. Darüber hinaus soll das Projekt den Akteuren aber auch als Plattform für den Austausch und die Vernetzung dienen und nachhaltige Strukturen für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema „Kleidung und regionale Identität“ schaffen.

Mit "EinTRACHTEN" möchte die Braunschweigische Landschaft auch das Bewusstsein für die Geschichte und Kultur der Region schärfen, die Verbundenheit der Menschen mit ihr wecken und stärken. „Ehrenamtliches Engagement wie zum Beispiel in den Trachtenvereinen schafft Identität mit der Heimat und soll mithilfe des Projekts sichtbarer gemacht werden“, so die Leiterin. Die „Schatzsuche“ im Bereich Trachten soll übrigens auch nach der Ausstellung weitergehen. Weitere Ideen sind schon in der Planung.

Was versteht man eigentlich genau unter Trachten? Dabei handelt es sich um über lange Zeit hinweg gewachsene, oft fest definierte Kleidungssysteme. Sie dienten vor allem im ländlichen Raum als Medium der gesellschaftlichen Identifikation, für Zugehörigkeit, für Gemeinschaft, waren aber auch Mittel der Abgrenzung und sozialer Zuordnung. 

 

Beinahe jede Region in Deutschland besitzt eine eigene Trachtenkultur, deren Spektrum weit über das allseits bekannte Dirndl und den omnipräsenten Schwarzwälder Bollenhut hinausreicht.

Die Ausstellung ist noch bis Ende Oktober an wechselnden Orten zu sehen. Mehr unter: Braunschweigische Landschaft: Projekte.


Weitere Informationen

Kontakt

Kontakt:

Braunschweigische Landschaft

Anna Lamprecht, Geschäftsstellenleitung

Löwenwall 16

38100 Braunschweig